Hyatt Berlin
Und schon wieder Berlin. Wenn Schwaben verreisen, dann nach Berlin. Wahrscheinlich weil es da noch richtig was gibt für’s Geld. Zum nächtigen stand dieses Mal das HYATT am Potsdamer Platz auf der Liste. War ich früher oft, aber in den letzten Jahren leider nicht mehr. Immer wenn ich das Hotel sehe muss ich an eine alte Story denken, als ich mit paar Leuten auf der Love Parade war. Das müsste Ende der 90er, kurz vor der Jahrtausendwende, gewesen sein. Jedenfalls haben wir uns damals das „offizielle“ Love Parade-Hotel „Grand Esplanade“ rausgelassen in dem Glauben im geilsten Hotel der Welt abzusteigen. Das Hotel war auch sehr nice und wir waren alle happy dazuzugehören. Wir konnten es uns auch nicht verkneifen, es dem Einen oder Anderen zu erzählen. Wenn schon, denn schon! Ein damals angesagter Münchner DJ hat uns, nachdem wir unaufgefordert davon erzählt hatten, ausgelacht und meinte, wir hätten es Null drauf. Er sei im Hyatt. Mindestens drei ??? machten sich auf unseren Gesichter breit und wir versuchten Ihm zu erklären, daß er wohl nicht begriffen habe, daß wir im fettesten Hotel überhaupt sind. Wir sind dann auf keinen grünen Zweig gekommen und haben kräftig weitergeraved. Zu der Zeit sind die Hotels in der Hauptstadt ohne Ende aus dem Boden geschossen. Da hat man den Überblick verloren. Während es in meinem beschaulichen Stuttgart nicht mal fünf 5 Sterne-Hotels gibt, hat in Berlin jede Hotelkette einen neuen Luxusbunker hingestellt. Die Grundstücke gab es nachgeschmissen und alle haben darauf gesetzt, daß Berlin zu dem wird was es heute ist: eine arme, reiche Stadt. Die Anekdote ist schon seit ein paar Sätzen beendet und sollte ich mal langsam zum Punkt kommen. Ein paar Monate später bin ich dann schließlich in besagtem Hyatt gelandet und hab beim Betreten der Lobby begriffen, was besagter DJ meinte. Gerade in Berlin merkt man die Unterschiede zwischen einem günstigen und einem teuren 5 Sterne-Hotel besonders. Es gibt welche für unter €100,- die Nacht, aber auch welche für den dreifachen Preis. Vom Prinzip her erfüllen alle dieselben Kriterien; sonst würden Sie ja nicht in derselben Sterne-Kategorie mitspielen. Aber Unterschiede gibt es trotzdem, und zwar gewaltige.
Die Lobby wirkt sehr einladend und modern, toll geschmückt, allerdings nicht zu aufdringlich. Hier trifft Architektur und zeitgenössische Kunst auf die Moderne.
Das Einchecken ging ruckzuck. Also rauf in den 5. Stock, Zimmer 541. Dahinter hat sich eine „Grand View Room“ versteckt. Schön geräumig und hell. So wie es sein soll. Ein kleiner Willkommensgruß in Form einer Obstschale und einer handgeschriebenen Karte. Toll. Das Bad war mit zwei Waschbecken, einer Badewanne und einer Dusche ausgestattet. Der Wohnraum hatte eine gemütliche Sitzecke und einen schwenkbaren Fernseher. Man merkt zwar an ein ein paar Ecken, daß die Zimmer schon ein paar Jahre auf dem Buckel haben, aber das ist normal. Wer die letzten Hotelerlebnisse von mir gelesen hat, weiß, daß spätestens jetzt der Punkt gekommen war, an dem ich ein Hotel gut finde oder eben nicht. Beim Empfang und spätestens beim Betreten des Zimmers muss man sich wohl fühlen. Und genau dieses Gefühl hat sich bei mir breit gemacht. Somit konnte einem kurzen Wochenende mit dem Hyatt als Ausgangsbasis nichts mehr im Wege stehen.
Auf jedem Stockwerk sind verschiedene Bilder und Kunstwerke zu bestaunen. Auch wenn man sich nicht für sowas interessiert bleibt das Auge doch drauf kleben. Auch die Dekoration, die sich überall von der Lobby bis ins Spa wiederfindet, ist sehr abwechslungsreich, einfallsreich und vor allem nicht kitschig. An diesen Stellen merkt man, daß hier nicht gespart wird. Und genau solche kleinen Details bleiben dem Besucher in Erinnerung. Es sind oft die kleinen Dinge, die einen dazu bewegen, wiederzukommen.
Am ersten Abend habe ich mit ein paar Leuten im Hotelrestaurant „Vox“ gespeist. Die Kellner waren superfreundlich, das Essen hingegen war Durchschnitt. Bei den gesalzenen Preisen hätte mehr drin sein müssen. Als Hauptspeise gab es 5 Gerichte zur Auswahl; das Rinderfilet lag bei knapp €40,-, war aber nicht wirklich gewürzt. Der Rest der Anwesenden fand das Essen auch nur ok. In der angrenzenden Bar gab es früher mal die größte Whiskey-Auswahl Deutschlands oder Europas. Ich weiß das nicht mehr so genau, hab ich mal irgendwo gelesen. Wenn ich mich recht entsinne waren das knapp 400 Sorten. Kann mich da aber auch täuschen.
Am nächsten Morgen hat es mich ins Spa in der oberste Etage verschlagen. Es gibt mehrere Behandlungsräume, Sauna, Dampfbad, Fitnessraum, Pool und Whirlpool; tolle Aussicht über Berlin inklusive. Hatte leider zu wenig Zeit alles auszutesten, da es Samstags „nur“ bis um 12Uhr Frühstück gab und ich dieses dem Drang, endlich mal wieder was gegen die Pfunde zu tun, vorgezogen habe.
Da saß ich nun beim Frühstück, 15 Minuten bevor es abgebaut wurde, und hab mir noch schnell den Teller gefüllt. Die Kellner haben leider schon kurz vor 12Uhr angefangen abzubauen und so hat sich eine kleine Hektik in mir breit gemacht.
Zum Glück gab es Sonntags bis 14Uhr Frühstück. Neuer Anlauf, neues Glück.
Also am nächsten Morgen nochmal rein und das Buffet geplündert. Es war jetzt nichts wirklich Spannendes dabei. Es ist immer schön wenn man beim ersten Mahl des Tages mit irgendetwas überrascht wird, was man nicht erwartet hätte. Beim Rückflug gab es, als kleines Beispiel, Glühwein im Flieger. Das Frühstücksbuffet bot alles was dazugehört: Obst, Säfte, Müsli, Kuchen, Wurst, Eier und eine Auswahl an Brötchen und Brot. Wobei ich mir bei letzterem gewünscht hätte, daß man hier nicht gleich erkennt, daß es sich um Aufbackware handelt. Die Auswahl an warmen Speisen war auch begrenzt. Am Ende sind wir dann trotzdem knapp zwei Stunden im Frühstücksraum gesessen.
Und hier noch eine kleine Zusammenfassung: Das Zimmer war schön und sauber, der Service extrem gut. Die Preise waren, wie es bei Hotels der oberen Kategorie üblich ist, sehr gesalzen. Das Internet schlägt mit €24,- pro Tag auch gut rein; sowas ist in günstigen Hotels wie Motel One und Konsorten inklusive. Frühstück €34,- pro Person. Dafür kann man sich den Magen vollschlagen bis nichts mehr reinpasst, Prosecco inklusive. Mit der Lage am Potsdamer Platz sicherlich eine gute Ausgangsposition um Berlin zu erkunden.
Alles in allem ein sehr angenehmer Aufenthalt, wenn auch das gewisse Etwas an manchen Ecken gefehlt hatte.
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