Pop Up Store Opening
Um es gleich vorwegzunehmen: das Opening hat alle meine Erwartungen übertroffen. Vor ein paar Monaten hat mich der Hannes (aka Centermanager) angerufen und gefragt ob ich Interesse an einer Fläche in der Calwer Passage hätte. Für 3 Monate. Über Weihnachten. Hörte sich gut an; war ich sofort dabei. Das Konzept für die leerstehende Passage wurde mit „Fashion, Design, Vintage, Zeitgeist“ umschrieben. Hannes hatte die Vision einen Gegenpol zum Milaneo und Das Gerber zu schaffen. Eine komplette Passage mit innovativen Läden aus Stuttgart. Von allem etwas. Bisschen Klamotten und Accessoires, aber auch Gastro. Das Konzept könnte funktionieren, habe ich mir gedacht; die Grundidee ist zumindest schon mal gut. Es fehlt nur noch an Mietern und an einem Namen. „FLUXUS Temporary Concept Mall“ sollte das Baby dann irgendwann mal heißen. War für mich persönlich jetzt kein Name bei dem ich nen Freudensprung mache, aber ich mache auch keine Konzepte oder Erfolge an einem Namen fest. Nach und nach kamen immer mehr Mieter mit an Bord und irgendwann war dann wirklich jeder Quadratmeter vergeben. Es konnte losgehen.
Wenn man so einen Pop Up Store, einen Shop auf Zeit, eröffnet, ist einem bewußt, daß man den Laden umbauen und genügend Ware haben muß, um innerhalb der vorgegebenen Zeit abzuverkaufen. Das mit der Ware ist die eine Sache, der Umbau die andere. Lohnt es sich überhaupt für 3 Monate einen Laden herzurichten, in dem die Stromkabel überall raushängen und der Boden kein Boden mehr ist? Mir war schon klar, daß der Eine oder Andere ein paar Kleiderstangen reinstellt und gut ist. In den letzten zwei Wochen, in denen die meisten Mieter angefangen haben sich Ihrem neuen Mietobjekt zu widmen konnte ich immer mehr erahnen, daß hier jeder Vollgas gibt. Ohne Ausnahme. Einen Tag vor der Eröffnung konnte man dann sehen, was „WIR“ hier geschaffen haben.
Mir ist die Kinnlade runtergefallen. Mit meiner Vorstellung lag ich komplett daneben. Jeder hat das Projekt so ernst genommen, daß er innerhalb seiner vier Wände das Maximale rausgeholt hat. Und das Ergebnis konnte man gestern bestaunen. Das Feedback auf das FLUXUS-Projekt war im Vorfeld schon gut, aber jetzt war mir klar: das wird nicht nur gut, das wird brutal werden. Die Leute haben Bock drauf, die nehmen das an. Es gibt so viele Leute da draußen die tolle Sachen suchen und bei den einschlägigen Ketten nicht fündig werden. Die Calwer Passage liegt mitten im Einkaufdschungel. Und „WIR“ liefern ab. Mehr als gedacht. Da brauchen wir uns vor keinem zu vestecken. Hier wurde mit kleinen Mitteln ein Ort geschaffen der eine Bereicherung für Stuttgart darstellt. Ohne Zuschüsse der Stadt, ohne PR Agentur. Vielleicht kommt auch mal jemand von der Stadt vorbei und sieht mit welch einfachen Mitteln man so eine Passage verschönern kann. Es geht auch um die Vielfalt, um die Innovation und die Liebe zum Detail.
Warum die Passage vorher nicht mehr funktioniert hat war mir schon immer klar. Irgendwelche wild zusammengewürfelte Läden, kein Hingucker, keine coole Gastro, einfach nichts. Die Passage ist verstaubt. Nun erglänzt diese in neuem Licht. Zahlreiche Boutiquen, Gastroeinheiten, Kinderspielsachen, innovative Marken und liebevoll gestaltete Shops. Das macht den Flair dieser Passage jetzt aus. Die Passage hatte schon immer Charme; den hat Sie auch nicht verloren. Aber jetzt beginnt eben der zweit Frühling.
Gestern war also Opening. Den ganzen Tag über sind schon jede Menge Leute durch die Passage geschlendert und vielen von denen dachten, es ist schon tagsüber geöffnet. Um 20Uhr war es dann soweit. Kurze Ansprache (so an die 3 Sätze, aufgeteilt auf 2 Leute) und die Meute durfte reinstürmen. War schon gut was los um Achte. Da waren alle zufrieden.
Daß der Menschenstrom dann irgendwann nicht mehr abreissen sollte, damit hatte zumindest ich nicht gerechnet. Die schnuckelige Passage wurde überrollt; Menschenmassen haben sich da durchgeschlängelt. Trotzdem blieb die Stimmung locker und den Gang durch alle Läden ließ sich wahrscheinlich niemand nehmen. Wir (die Mieter) hatten uns darauf verständigt, daß wir gegen 22Uhr die Läden dicht machen und dann im neuen CAFE BOHEME weiterfeiern. Was soll ich sagen? Um 22Uhr war nicht dran zu denken dichtzumachen.
Zum Glück hatte ich ein paar Hundert Flaschen JULES MUMM-Sekt und mein homemade Himbeer/Minze- und Gurken/Zitronen-Wasser parat. Und die Leute hatten einfach gute Laune. Da war keiner dabei der ein dummes Maul hatte; paar Schwaller waren dabei, aber das gehört halt dazu. Jede Menge bekannter Gesichter haben vorbeigeschaut und mitgefeiert. Alles in allem ein Bombenabend. Wie lange das Opening ging? Weiß ich nicht, hab ich nicht mehr mitgekriegt. Aber in jedem Fall bis in die Morgenstunden.
Ich weiß nicht was man hätte noch besser machen können. Die Läden stehen da wie ne Eins, die Passage lebt wieder. Und das obwohl diese schon im Koma lag und das Licht am Ende des Tunnels gesehen hat. Ich denke es zeigt mehr als deutlich, daß man mit einem guten Konzept in Stuttgart was reißen kann. Ohne den Mainstream, ohne die dicke Kohle. Da wird was zusammenwachsen was zusammen gehört. Sowas gibt es nicht in vielen Städten. Da können wir echt stolz drauf sein. Deshalb geht auch ein großes Danke an die Eigentümer / Vermieter raus die sich getraut haben mit uns diese Reise zu bestreiten. The story continues…. Und zwar morgen früh um 11Uhr.
Einen Teil der Bilder haben ich mir von Robert Dyhringer und Michael Köstler ausgeliehen. Bekommt Ihr wieder zurück.
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